Geschichte

Chronik des Freibads Wölfle

Das Freibad Wölfle ist 80 Jahre alt und zählt somit zu den traditionsreichsten Karlsruhes und des Umlands. Der Blick zurück auf die Gründung und die Anfänge des Schwimmbades im Jahr 1935. 

Vom Brandweiher zum Freibad (1928 – 1935)

Am Anfang der Geschichte des Freibads Wolfartsweier stand ein Brandweiher. 1928 regten das zuständige Bezirksamt und die Kulturinspektion an, dass der Ort eine Bademöglichkeit erhalten sollte. 1929 konnte ein Brand in der Hauptstraße in Wolfartsweier wegen des sehr geringen Wasserdrucks in den Leitungen kaum gelöscht werden. 1933 beschloss die Gemeinde Wolfartsweier schließlich die Anlegung eines Brandweihers und beantragte öffentliche Mittel aus einem Programm zu Notstandsarbeiten. Das Löschwasser des Brandweihers sollte für einen bis zu 20 Stunden andauernden Feuerwehreinsatz ausreichen. 1934 erfolgten – teilweise unter dem Einsatz von Sprengstoff – die Erdarbeiten, welche für zahlreiche Einheimische willkommene Arbeit boten.

Mit dem Brandweiher und Freibad im Hintergrund warb dieser Prospekt 1937.

 Das „Schwimm-, Luft- und Sonnenbad“ im NS-Staat (1935 – 1945)

Am Sonntag, den 4. August 1935, wurde das Bad als „Schwimm-, Luft- und Sonnenbad Wolfartsweier“ eingeweiht. Gemäß den Gepflogenheiten im nationalsozialistischen Staat war das Rednerpult in eine große Hakenkreuzfahne gehüllt. Die Zuschauer grüßten mit dem Hitlergruß. Die Eröffnung fiel in die Zeit der zunehmenden Diskriminierung und Entrechtung der jüdischen Bevölkerung im Alltag. Auch im Freibad Wolfartsweier war Juden der Zutritt verboten.

1936 folgte der Einbau einer Kläranlage der Grötzinger Firma Petunia. 1937 warb das Bürgermeisteramt Wolfartsweier mit einem Faltblatt für „Ferien und Erholung im stillen Wolfartsweier“. 1937 bis 1938 baute man direkt neben dem Freibad die Autobahn, welche von der Hafraba-Gesellschaft bereits seit den zwanziger Jahren geplant worden war. 1939 beantragte Wolfartsweier, die provisorischen Badeumkleidekabinen neu zu errichten, erhielt aber nicht die erforderliche Genehmigung des für den Autobahnbau zuständigen NS-Generalinspektors Todt. Im Krieg litt das Freibad unter Bombenabwürfen. Am 31. März 1945 wurde die neben dem Freibad stehende Autobahnbrücke durch deutsche Soldaten gesprengt. Vom 4. bis zum 7. April 1945 beschossen alliierte Infanterie, Artillerie und ein vor der eingestürzten Autobahnbrücke postierter Panzer die deutschen Resttruppen in den Hangstellungen.

Stunde Null mit US-Soldaten und der Feuerwehr (1945-1950)

Nach Kriegsende wurden die zunächst französischen Besatzer im Juli 1945 durch die amerikanische Armee abgelöst, welche sich sofort an die Instandsetzung des außer Betrieb befindlichen Freibads machte. Als die Pumpen zur Füllung des Beckens versagten, ließen die amerikanischen Soldaten das Becken durch die freiwillige Feuerwehr Wolfartsweier füllen, indem diese Wasser über Schlauchleitungen von der Munitionsfabrik Zündhütle bis ans Ortsende zum Freibad pumpte. Das Bad war teilweise im Sommer 1945 und schließlich im Zeitraum von 1947 bis 1949 von den US-Truppen beschlagnahmt. Wolfartsweier erhielt nach der Besatzungszeit von der zuständigen amerikanischen Dienststelle eine Entschädigung.

Seit 75 Jahren können Kinder die Sommerfrische im Freibad Wolfartsweier genießen.

Der Bademeister konnte leider nicht schwimmen (1950 – 1965)

Der ASV Wolfartsweier schwamm in den 1950er Jahren zweimal in der Woche, jeweils einmal in der Woche hatte die Bevölkerung freien Eintritt. Auch Schülern aus Wolfartsweier war unter Aufsicht eines Lehrers der Zugang ohne Eintritt möglich. Preisreduzierungen konnten Schüler aus Hohenwettersbach, Grünwettersbach, Aue, Palmbach und Karlsruhe in Anspruch nehmen. Das Gesundheitsamt verlangte, dass Hinweisschilder auf die Wassertiefe anzubringen seien. Kurios erschien den Beamten, dass der amtierende Bademeister nicht schwimmen konnte. 1952 beantragte die Gemeinde einen Zuschuss aus Totomitteln. Es gelang, dass die Badische Gebäudeversicherung einen Zuschuss für die Renovierung des Brandweihers gewährte.

Ein Badneubau mit Olympiamaßen und Sprungturm (1965 – 1990)

In der Zeit des Wirtschaftswunders entschloss sich die Gemeinde für einen Neubau des Bads mit olympiagerechten 50-Meter-Bahnen, einem Sprungturm und einer Kinderrutsche. 1967 konnte der Badebetrieb im Neubau aufgenommen werden. Als die Eingemeindung Wolfartsweiers nach Karlsruhe anstand, wurden der Fortbestand und die Fortentwicklung des Freibads im Eingemeindungsvertrag vom 13. Dezember 1972 festgeschrieben. Die Stadt verpflichtete sich, einen Betrag von 900.000,- DM für eine Überdachung des Schwimmbades zu leisten. 1977 sah die Umlegung des Zündhütlegebiets ein neues größeres Freibad vor, doch 1986 lehnte die Stadt den Bau ab. Da die deutliche Verbreiterung der Autobahn vorgesehen war, drohte sogar die gänzliche Schließung des Bads, konnte aber durch den Ortschaftsrat Wolfartsweier und eine Unterschriftenaktion der Bevölkerung verhindert werden.

1993 erstellte man das behindertengerechte und solarbeheizte Familienbad.

Familienbad mit einem Herz für Kinder (1990 – 1995)

Im September 1990 beschloss der Karlsruher Gemeinderat einen verkleinerten Neubau als Familienbad an alter Stelle mit einem kombinierten Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken sowie einem herzförmigen Planschbereich. Am 19. Juni 1993 erfolgte die Einweihung mit einer Schlüsselübergabe. Als Kernstück der Wasseraufbereitung diente nun eine hochwertige Elektrolyse-Anlage, die das Wasser hygienisch einwandfrei sauber und klar halten konnte, ohne dass Chlorgaszugaben erforderlich wurden. Ein Pilotprojekt war die Solaranlage mit auf dem Dach der Hermann-Ringwald-Halle angebrachten Kollektoren.

Neuer Rückenwind durch den Förderverein (1995 bis heute)

Am 4. Juni 1996 trafen sich in der Begegnungsstätte 16 Einzelpersonen und Vereinsvertreter und gründeten den gemeinnützigen Freibadförderverein Wolfartsweier e.V. Zum Vorsitzenden wurde Heinz Wackenhut gewählt. Die Satzung sah als Zweck des Vereins den Erhalt des Freibads vor. Neben der Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens durch Schwimmsport für Familien wurden Schwimmveranstaltungen, verbesserte Öffnungszeiten und verstärkte Werbung angestrebt.

2002 übernahm der Freibadförderverein unter seinem Vorsitzenden Friedhelm Walther den Betrieb des Bads in Eigenregie. Mit verschiedensten Maßnahmen konnte das Bad, das zwischenzeitlich den Beinamen „Wölfle“ erhielt, neue Akzente in der Karlsruher Bäderlandschaft setzen. Die Öffnungszeiten konnten deutlich verlängert werden. Mit Spielfesten, Schwimm- und Sportwettbewerben, Flutlichtabenden, Konzerten und anderen kulturellen Veranstaltungen wurde das Angebot des Freibads stetig weiter verbessert und konnte in der Region viele neue Badegäste hinzugewinnen.

Wer sich für die ausführliche Historie des Bads interessiert, kann diese in der bestens recherchierten Chronik Wolfartsweier des Vereins für die Geschichte von Wolfartsweier (Elga Roellecke, Heft 2, Wasser und Straßen) nachlesen. Die Chronik ist beim Verein für die Geschichte von Wolfartsweier oder bei der Ortsverwaltung Wolfartsweier erhältlich.